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Fima zahlt Prämie an die Mitarbeiter

Umkehr Das nahezu bankrotte Unternehmen aus dem Fischachtal scheint wieder auf die Beine zu kommen. Der Betrieb arbeitet an Großaufträgen für Nigeria, China, Frankreich und Deutschland. Von Jürgen Stegmaier

Artikel vom 21.04.2020, erschienen in der Heilbronner Stimme

Die Fima geriet in wirt­schaftliche Schieflage. Der Betrieb ging in die Insolvenz. Ein Schutz­schirmverfahren scheiterte. Im letzten Sommer verloren 70 Men­schen ihre Arbeitsplätze. Die Aussichten waren trübe.
Jetzt scheint das Unternehmen aus dem Obersontheimer Teilort Oberfischach den entgegenge­setzten Weg zu gehen. Zunächst waren es Kunden aus China und Nigeria, die Aufträge in Höhe von insgesamt rund 11 Millionen Euro platzierten.
Deutliche Signale
Jetzt signalisieren auch Pharma­konzerne aus Deutschland und Frankreich, dass sie die Verdich­ter aus dem Fischachtel brauchen. ·
Von Volumen von weiteren 7 Mil­lionen Euro ist die Rede. Die Auf­tragsbücher sind bis weit ins nächste Jahr hinein voll, der Betrieb stellt wieder Mitarbeiter ein. Kurzarbeit ist kein Thema. Das Management überweist der Belegschaft eine Prämie.
Insolvenzverwalter Steffen Rauschenbusch, Geschäftsführer Serdar Ertong und der Sanie­rungsberater Erwin Machleid skizzieren gestern bei einem Tref­fen zwei Zukunftsszenarien: Ein Investor kauft den Betrieb oder das bestehende Unternehmen wird saniert und eigenständig fortgeführt.
In einer ersten Investorenrun­de blieb ein Interessent übrig.„Wir verhandeln mit breiter Brust“, betont Insolvenzverwal­ter Steffen Rauschenbusch. ,,Wir haben alle Zeit der Welt. Das ist eine äußerst komfortable Situati­on“, bestätigt Erwin Machleid, der die Fima seit letztem Jahr be­rät. Man sei nicht unter Zeit­druck, müsse nicht schnell ent­scheiden und sich schlechte Bedingungen diktieren lassen. Ein wichtiger Punkt sei für das Ma­nagement, dass der Standort er­halten und gestärkt werde. Man habe viel Arbeit in das ge­schwächte Unternehmen ge­steckt. Es dürfe jetzt nicht einfach dichtgemacht werden.
Rauschenbusch, Ertong und Machleid werden demnächst mit dem Gläubigerausschuss die Möglichkeit diskutieren, die Fima Maschinenbau GmbH als beste­henden Rechtsträger zu sanieren und· fortzuführen.
Wichtige Schlüsselpositionen
Serdar Ertong war schon vor der Insolvenz kaufmännischer Ge­schäftsführer. Er betont, wie gut drei Schlüsselpositionen bei der
Fima Maschinenbau GmbH be­setzt sind. Rainer Dietz verant­wortet den Bereich Projektmana­gement und Service. Lars Altmann führt den Vertrieb. Johann Mehlstäubl leitet die Fertigung. „Ohne dieses Team würden wir heute nicht hier sitzen“, macht Ertong klar.
500 Euro für Jeden
In Schwierigkeiten geraten war die Fima schon vor Jahren: Der Verfall des Ölpreises und die da­raus resultierende Investitionszurückhaltung der Kunden ließen Aufträge wegbrechen, so die Er­klärung. An diesem Punkt hat sich nicht viel geändert. So tief wie derzeit waren die Ölpreise die letzten 15 Jahre nicht.
500 Euro Prämie bezahlte die Fima im März an jeden Mitarbei­ter. 82 sind es inzwischen wieder. Vor einem Jahr beschäftigte die Fima 130 Menschen. Im Juni er­folgte ein radikaler Schnitt. Nach­dem das Schutzschirmverfahren gescheitert war, mussten 60 Be­schäftigte gehen. Ohne diese Maßnahme hätte der Betrieb nicht überlebt, ist sich Rauschen­busch sicher. Jetzt bekamen alle Mitarbeiter dieselbe Summe als Prämie -vom Geschäftsführer bis zum Azubi. ,,Schade, dass wir nicht bis April gewartet haben. Dann hätte es Brutto für Netto ge­geben“, sagt Erwin Machleid, der Sanierungsberater. Aber die Son­derregelung angesichts Corona sei nicht vorhersehbar gewesen.

104.000 Insolvenzen verzeichnet das Statistische Bundesamt im zurückliegenden Jahr. Fachleute gehen davon aus, dass es 2020 wegen der Corona-Folgen wesentlich mehr sein werden.
Die Insolvenz und ihre Nachwirkungen
Es gibt wunde Punkte bei der Fima, das räumen die drei Manager ein, die derzeit die Fäden in der Hand halten. Eine Schwierigkeit sei das laufende In­solvenzverfahren. Bei vielen Kunden ist es Teil der Richtlinien, wichtige Auf­träge nicht an Unternehmen zu verge­ben, die in Schwierigkeiten sind. Damit soll sichergestellt werden, dass die Auslieferung von bestellten und teil­bezahlten Maschinen nicht in Gefahr gerät. Erst durch aufwendige Gespräche mit Rechtsabteilungen könnten die Bedenken ausgeräumt werden, sagt Insolvenzverwalter Steffen Rauschenbusch.

Wenn ein Kunde bei der Fima für ei­nen Millionenbetrag einen Verdichter kauft, leistet er An-und Zwischenzah­lungen. In der Regel kann die Fima die finanzielle Vorleistung nicht aus eige­ner Kraft stemmen. Es werden über ei­nen bestimmten Zeitraum dreimal 30 Prozent des Preises fällig, schließlich ein Schlussbetrag über 10 Prozent. Damit geht der Kunde ein Risiko ein. Denn: Wurden 30, 60 oder 90 Prozent der Summe an den Hersteller bezahlt, der möglicherweise in Schwierigkeiten gerät und nicht liefern kann, ist ein Großteil des Geldes für den Kunden verloren. Normalerweise sind solche Geschäfte mit Avalkrediten abgesi­chert. Doch bei insolventen Betrieben wie der Fima sind die Geldhäuser vor­sichtig mit diesen Gewährleistungsbürgschaften.

,,Wir fallen durchs Raster“, sagt Insolvenzverwalter Steffen Rauschenbusch angesichts der Tatsache, dass derzeit viele angeschlagene Betriebe in Deutschland mit Corona-Notkredi­ten gestützt werden. Doch wer am 31. Dezember 2019 schon in wirtschaftli­chen Schwierigkeiten war, kommt nicht zum Zug.

Die Fima entwickelt und fertigt in Obersontheim-Oberfischach Verdich­ter und Ventilatoren. Mit Verdichtern werden Gase komprimiert. Eingesetzt wird die Technik häufig in der Pharma- und Ölindustrie.

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