Von Alexandra Dehne
Kurz vor Weihnachten gab es am Mittwoch gute Nachrichten für die Mitarbeiter der Rudolf Fritz GmbH & Co KG, die Anfang Oktober Insolvenzantrag stellen musste. Die EAB Gruppe mit verschieden en Niederlassungen in Deutschland hat den Betrieb, genauer gesagt die Vermögenswerte, gekauft. Die Firma wird künftig als Rudolf Fritz Elektrotechnik GmbH als eigenständiger Teil der Gruppe firmieren. Auch Geschäftsführer Werner Nickel soll weiter in dieser Funktion agieren.
285 der 325 Mitarbeiter an den sieben Standorten werden zu unveränderten Konditionen übernommen, wie Insolvenzverwalter Markus Ernestus sagte. 40 Stellen sollen in der Verwaltung, wo teilweise Doppelstrukturen entstehen, sowie im Mechanik-Schaltanlagenbau, der aufgegeben wird, wegfallen. Zudem werden die industriellen Teile der Antriebstechnik nach Eisenach verlagert. Den Mitarbeitern sei eine Übernahme in eine sechsmonatige Transfergesellschaft angeboten worden, was 31 angenommen hätten. Dort bekommen sie 80 Prozent des Nettolohns und laut Ernestus habe die ausgewählte Kooperationsfirma Vermittlungsquoten von 70 bis 80 Prozent. „Es ist eine der Ausnahmeinsolvenzen“, betont Ernestus, dass es nicht üblich sei, dass so viele Mitarbeiter und zu den gleichen Konditionen übernommen würden. Ein weiterer Stellenabbau sei nicht zu befürchten: „Es wird Synergien geben, die keine Arbeitsplätze kosten werden“, verspricht Lars Eberlein, Geschäftsführer der EAB Gruppe. Seit Insolvenzantrag hatten rund 25 Mitarbeiter selbst gekündigt.
Bereits seit Jahresbeginn Kontakte nach Rüsselsheim
Die Erleichterung bei der Betriebsversammlung sei groß gewesen, es habe Applaus gegeben und es sei eine gewisse Aufbruchstimmung zu verzeichnen, berichtet Eberlein. Erstes Ziel sei nun, wieder Ruhe in die Belegschaft zu bringen, die natürlich in den vergangenen zweieinhalb Monaten in großer Sorge gewesen seien. Eberlein lobte, dass die die Zeit gut bewältigt hätten, denn die Kunden seien treu geblieben, das Auftragsvolumen sei gehalten worden. „Das spricht für die Qualität.“
Die EAB Gruppe, die Teil der Parcom Holding Gruppe ist, ist nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter elektrotechnischer Installations- und Serviceleistungen in Deutschland und verfügt über 17 Standorte. Mit der Rudolf Fritz GmbH werde man in der Gruppe einen Umsatz von 120 Millionen Euro erwirtschaften und rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigen. EAB habe in einem Bieterverfahren ein auf Langfristigkeit ausgelegtes Konzept präsentiert, sagte der Insolvenzverwalter. Zudem hatte es bereits seit Jahresbeginn Kontakte nach Rüsselsheim gegeben. Durch zu viele Beteiligte und verschiedene Umstände sei es nicht möglich gewesen, vor der Insolvenz einen Kaufvertrag zu unterzeichnen, erläuterte Eberlein.
Angesichts der Zahlungsunfähigkeit habe der Insolvenzantrag gestellt werden müssen, was man gerne vermieden hätte. Rudolf Fritz war in Schwierigkeiten geraten, weil der Kunde eines sehr großen öffentlichen Auftrags einen zweistelligen Millionenbetrag nicht gezahlt hatte. Insolvenzverwalter Ernestus ist zuversichtlich, dass man sich gütlich außergerichtlich einigen werde, was den Gläubigern zugute käme.
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